8. Juni 2022

Friedhofgestaltung

Sehr geehr­ter Herr Bür­ger­meis­ter, Bei­geord­ne­te Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen! Wir die CDU Frak­ti­on, begrü­ßen es außer­or­dent­lich, dass mit dem Ahr­tor­fried­hof als eines der ers­ten gro­ßen Auf­bau­pro­jek­te im Stadt­teil Ahr­wei­ler begon­nen wird. Aber blen­den wir zurück!

Kurz nach der Flut erschie­nen in den Zei­tun­gen, sogar in der Bild-Zei­­tung, Bil­der der gro­ßen Zer­stö­rung unse­res Fried­ho­fes in Ahr­wei­ler. Wir woll­ten uns selbst ein Bild davon machen und nach­schau­en, was aus unse­rem Fami­li­en­grab gewor­den ist. Aber es war alles viel schlim­mer, als man es in den Bil­dern in den Zei­tun­gen dar­stel­len konn­te. Die Flut hat­te gan­ze Arbeit geleis­tet. Sogar die stark befes­tig­te Fried­hofs­mau­er aus Bruch­stein­mau­er­werk war fast völ­lig zer­stört. Beson­ders in der Mit­te des Fried­ho­fes war eine brei­te Schnei­se der Zer­stö­rung mit umge­kipp­ten Grab­stei­nen und zer­bro­che­nen Grab­plat­ten. Ber­ge von Anschwemm­gut, Holz, Baum­stäm­me, Mau­er­werk, Schutt und sogar Autos lagen auf dem gan­zen Fried­hof ver­teilt. Zu dem Zeit­punkt konn­ten wir lei­der unser Fami­li­en­grab nicht fin­den. Das war schlimm und emo­tio­nal sehr schmerzlich.

Aber nicht nur für uns, son­dern für vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ist der Ahr­wei­ler Fried­hof ein beson­de­rer Ort, mit star­kem Bezug. Das Bild der Zer­stö­rung, das sich dort nach der Flut­nacht zeig­te, stand oft sym­bo­lisch für das, was unser Leben im letz­ten Jahr von einem zum ande­ren Tag kom­plett auf den Kopf gestellt hat und uns bis jetzt zu tiefst erschüt­tert und emo­tio­nal bewegt.

Die Lage direkt an der Ahr hat­te dazu geführt, dass die Flut in der Nacht dort unbe­schreib­lich gewü­tet hat­te. Die­se zen­tra­le Lage macht aber auch die­sen Fried­hof zu einem beson­de­ren Ort für die Men­schen unse­rer Heimat.

Er dient neben der Trau­er­be­wäl­ti­gung auch als Begeg­nungs­stät­te für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. Vie­le haben dort Grä­ber ihrer Ange­hö­ri­gen, die sie zu ihrer letz­ten Ruhe­stät­te auf dem letz­ten Weg beglei­tet haben.

Wie ging es aber nun weiter?

Es kamen vie­le frei­wil­li­ge Hel­fer, beson­ders von der Bun­des­wehr, die den gan­zen Fried­hof, zum Teil auch mit schwe­ren Gerät„von allem Unrat, Schutt und Schlamm befrei­ten. Bald konn­te man die ein­zel­nen Grab­stel­len wie­der ken­nen. Auch wir haben unser Fami­li­en­grab vol­ler Freu­de fast unver­sehrt wie­der­ge­fun­den, und die Men­schen haben ihre Fami­li­en­grä­ber so gut es ging wie­der in Ord­nung gebracht und bald wur­den dort sogar wie­der Blu­men gepfl und Ker­zen aufgestellt.

Jetzt aber gilt es, den öff ntli­chen Raum des Fried­ho­fes wie­der für den Auf­bau in Angriff zu neh­men. Wir von der CDU dan­ken der Stadt­ver­wal­tung und dem Bür­ger­meis­ter, dass die Neu­ge­stal­tung des Ahr­wei­ler Fried­ho­fes auf der Prio­ri­tä­ten­lis­te ganz oben ange­sie­delt ist.

Die vor­lie­gen­de Pla­nung nimmt das Bild des „letz­ten Weges“ zur letz­ten Ruhe­stät­te per­fekt auf. Durch die Ver­le­gung der neu geplan­ten Aus­seg­nungs­hal­le ent­steht qua­si eine Ach­se, die an der Kir­che beginnt und über das Ahr­tor, über das Pries­ter­ron­dell, das Kreuz der Kriegs­grä­ber bis zur neu­en Aus­seg­nungs­hal­le reicht.

Der Ent­wurf die­ser Trau­er­hal­le ist dem Archi­tek­ten aus unse­rer Sicht sehr gut gelun­gen. So erin­nert die Form der Hal­le an einen Schiffs­bug und ver­stärkt damit noch das Bild von der „letz­ten Rei­se“. Das Gebäu­de besitzt gemäß der Pla­nung eine schlich­te, moder­ne Ele­ganz und setzt damit ein gelun­ge­nes Pen­dant zum mas­si­ven his­to­ri­schen Ahrtor.

Wir begrü­ßen es auch, dass die alte Fried­hofs­ka­pel­le erhal­ten blei­ben soll und reno­viert wird, hat sie doch qua­si wie ein Wun­der die­se Natur­ka­ta­stro­phe über­stan­den, obwohl ja vor­her schon viel über ihren Zustand und Ver­bleib dis­ku­tiert wur­de. Aus dem Bau­werk jetzt eine Gedenk­stät­te für die Flut­op­fer zu machen, ist eine gute Idee, denn wo passt es bes­ser hin als an die­sen Ort.

Alles in allem hal­ten wir die vor­ge­stell­ten Ent­wür­fe für eine gelun­ge­ne Pla­nung. Sie hat nicht nur die Ästhe­tik und Sym­bo­lik im Blick, son­dern auch die Funk­tio­na­li­tät und die spä­te­re Bewirt­schaf­tung, wie z.B. des Betriebs­ge­bäu­des. Eine gute Archi­tek­tur muss nicht nur schön anzu­se­hen sein, son­dern auch prak­ti­ka­bel sein, und das wur­de hier in die Pla­nungs­über­le­gun­gen per­fekt mit ein­flie­ßen lassen.

Was die Fried­hofs­mau­er betrifft, so möch­ten wir beson­ders beto­nen, dass die Fun­da­men­te, sowie auch das auf­ge­hen­de Mau­er­werk der Ein­frie­dungs­mau­er aus Stahl­be­ton mit einer Ahrtal-typi­­schen Bruch­stein­ver­blen­dung als bes­se­rer Hoch­was­ser­schutz errich­tet wer­den soll.

Wir dan­ken im Namen der CDU der Auf­bau­ge­sell­schaft, der Ver­wal­tung und den betei­lig­ten Pla­nern für den ers­ten gelun­ge­nen Auf­schlag und freu­en uns auf eine bald wie­der intak­te Oase, die den Men­schen aus Ahr­wei­ler und den umlie­gen­den Stadt­tei­len sehr am Her­zen liegt.

Wir wis­sen aller­dings auch, dass wir noch etwas Geduld auf­brin­gen müs­sen, wenn wir den Umfang der anste­hen­den Maß­nah­men anschau­en. Die­ser Start­schuss weckt aber die Hoff      ng in uns, dass wir irgend­wann mal wie­der unse­re Nor­ma­li­tät wie­der haben wer­den. Wir wer­den der Vor­la­ge zustimmen.